Die Bargeldnachweis-Analyse, auch als “Cash Proof Analysis” bezeichnet, ist eine detaillierte Prüfung der Bargeldströme im Rahmen der Due-Diligence. Ihr Hauptziel ist es, sicherzustellen, dass die Bargeldeingänge und die Umsatzerlöse oder die Bargeldabflüsse und die Ausgaben übereinstimmen. Mit dieser Analyse wird überprüft, ob die vom Zielunternehmen gemeldeten Umsatzerlöse reell sind. Dies ist von entscheidender Bedeutung, da der Kaufpreis häufig aufgrund eines Multiplikators des Betriebsergebnisses (EBITDA) festgesetzt wird.
Was wird in der Bargeldnachweis-Analyse geprüft?
Konkret werden die monatlichen Bargeldeinzahlungen auf allen Bankkonten mit den gebuchten Umsatzerlösen verglichen. Dabei werden verschiedene Abstimmungsposten berücksichtigt, darunter Änderungen in den Forderungen aus Lieferungen und Leistungen oder noch nicht fakturierte Forderungen sowie Änderungen in den passiven Rechnungsabgrenzungsposten. Andere Abstimmungsposten umfassen Bargeldtransfers zwischen Bankkonten oder Bargeldeinzahlungen aus nicht-umsatzbezogenen Quellen wie z.B. Bankkreditlinien oder Zahlungen aus Rechtsstreitigkeiten. Zusätzlich werden die monatlichen Gesamtausgaben für alle Bankkonten mit den vom Unternehmen gemeldeten Gesamtbetriebskosten verglichen. Auch hier gibt es zahlreiche Abstimmungsposten für nicht-bargeldbezogene Aufwendungen wie z.B. Abschreibungen und Amortisationen, Änderungen in den Verbindlichkeiten, vorab gezahlte Aufwendungen und nicht-betriebsbezogene Ausgaben.
Warum ist die Bargeldnachweis-Analyse beim Kauf von kleinen und mittleren Unternehmen wichtig?
Die Bargeldnachweis-Analyse ist aus mehreren Gründen wichtig:
Mangelnde Ressourcen für umfassende Prüfungen: Kleinere Unternehmen haben oft begrenzte Ressourcen und Kapazitäten für umfassende Audits. Dies führt dazu, dass ihre Buchführung möglicherweise nicht so detailliert und umfassend ist wie die von grösseren Unternehmen. Infolgedessen besteht ein höheres Risiko für Fehler oder Ungenauigkeiten in den Finanzdaten.
Transparenz und Verlässlichkeit der Finanzdaten: Bei kleinen Unternehmen kann es schwieriger sein, die Transparenz und Verlässlichkeit der ausgewiesenen Finanzdaten sicherzustellen. Dies liegt daran, dass sie möglicherweise nicht über die gleichen internen Kontrollen und Prozesse verfügen wie grössere Unternehmen. Eine Bargeldnachweis-Analyse bietet eine zusätzliche Überprüfungsebene, um sicherzustellen, dass die ausgewiesenen Finanzdaten korrekt sind.
Bedeutung des Kaufpreises: Der Kaufpreis wird häufig durch ein Mehrfaches des Betriebsergebnisses (EBITDA) bestimmt, wofür die Genauigkeit der Umsatzerlöse und Aufwendungen eine entscheidende Rolle spielen. Eine fehlerhafte Berechnung der EBITDA kann zu einer falschen Bewertung führen, was den Käufer zusätzlich finanziell belasten kann.
Risikomanagement: Die Überprüfung der Bargeldströme von kleineren oder mittleren Unternehmen hilft bei der Identifizierung von finanziellen Risiken und potenziellen Problemen, die möglicherweise in den üblichen Geschäftsberichten und Jahresabschlüssen nicht sichtbar sind. Dies ermöglicht es dem Käufer, eine adäquate Risikomanagementstrategie zu entwickeln.
Käufer brauchen Gewissheit über die Verlässlichkeit der ausgewiesenen Umsätze und des Betriebsgewinns. Sind Anpassungen aufgrund der Analyse notwendig, müssen diese “Bereinigungen” plausibel und transparent dargestellt sein.
Was sagt der Bargeldnachweis-Report aus?
Der Bargeldnachweis-Report ist auch für Laien leicht verständlich. Das wichtigste Ergebnis aus dem Bargeldnachweise ist die Rückmeldung, ob die Einnahmen und Ausgaben auf Cashbasis mit den Bankkonto-Auszügen des Unternehmens übereinstimmen. Dadurch erhält der Käufer Gewissheit, dass die Abschlüsse mit den Quelldokumenten Dritter, d.h. den Bankkonto-Auszügen übereinstimmen. Darüber hinaus sind ungewöhnliche Transaktionen dokumentiert, die tieferen Analysen unterzogen werden können.
Differenzen zwischen Bankkonto-Auszügen und Finanzunterlagen
Differenzen zwischen den Bankkonto-Ein-/Ausgängen und der Erfolgsrechnung sind häufig anzutreffen. Oftmals stimmen die Bargeldeinzahlungen auf den Bankkonten nicht mit den Erträgen in der Buchhaltung überein. Durchlauf-Posten wie z.B die Umsatzsteuer oder Vorauszahlungen führen dazu, dass die Bareinzahlungen die Erträge übersteigen, während die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen die Bareinzahlungen im Vergleich zu den ausgewiesenen Erträgen verringern. Obgleich gewisse Abweichungen erwartet werden, können signifikante Differenzen einen Hinweis darauf liefern, dass grössere Probleme existieren. Durch die Bargeldnachweis-Analyse können Fehler oder Lücken in den Buchhaltungsunterlagen aufgedeckt werden. Man sollte sich nie allein nur auf die Jahresberichte verlassen.
Wie läuft eine Bargeldnachweis-Analyse ab?
Die Bargeldnachweis-Analyse umfasst normalerweise folgende Schritte:
Vergleich der Bargeldeinzahlungen mit den Umsatzerlösen: Hierbei werden die monatlichen Bargeldeinzahlungen auf allen Bankkonten der Firma mit den ausgewiesenen Umsatzerlösen abgestimmt. Dabei werden Abweichungen und Differenzen berücksichtigt, die durch Änderungen in den Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, noch nicht fakturierte Forderungen oder Veränderungen in den passiven Rechnungsabgrenzungsposten verursacht werden können. Auch Bargeldtransfers zwischen Bankkonten und Einzahlungen aus nicht-umsatzbezogenen Quellen werden berücksichtigt.
Vergleich der Bargeldausgaben mit den Gesamtausgaben: Dieser Schritt beinhaltet den Vergleich der monatlichen Gesamtausgaben auf allen Bankkonten der Firma mit den insgesamt gemeldeten Betriebskosten. Dabei werden Abstimmungsposten für nicht-bargeldbezogene Ausgaben wie Abschreibungen und Amortisationen, Änderungen in den Verbindlichkeiten, vorab bezahlte Aufwendungen und nicht-betriebsbezogene Ausgaben berücksichtigt. Auch nicht-betriebsbezogene Ausgaben in den Bankauszügen, wie beispielsweise Inhaberentnahmen oder Darlehensrückzahlungen werden geprüft.
Differenzanalyse und Prozensatzberechnung: Nach dem Vergleich der Bargeldbewegungen und der ausgewiesenen Finanzdaten werden etwaige Unterschiede ermittelt und in einem Prozentsatz ausgedrückt.
Wie wird die Differenzen zwischen Bargeld- und Betriebszahlen beurteilt?
Im Idealfall sollten die Unterschiede sehr gering sein. Eine Differenz von 3% oder weniger gilt in der Regel als tolerierbar.
Zu beachten ist, dass die Zahlen von Monat zu Monat erheblich schwanken können. So können beispielsweise die Ausgaben in einem Monat auf Bargeldbasis bei der Bank um 20% höher sein als der Aufwand in der Buchhaltung. Im Folgemonat kann die Differenz hingegen bei -15% liegen.
Die Bargeldnachweis-Analyse bei kleinen Unternehmen bietet dem Käufer eine zusätzliche Absicherung und Transparenz um sicherzustellen, dass die finanziellen Informationen korrekt sind und dass der Kaufpreis auf zuverlässigen Daten basiert. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn kein Audits durch Wirtschaftsprüfer durchgeführt wurden.
Falls Sie den Kauf eines Unternehmens in Betracht ziehen und Gewissheit haben möchten, dass alle Zahlen korrekt sind und der Kaufpreis auf soliden Daten basiert, dann sollten Sie unser kostenloses Beratungsgespräch in Anspruch nehmen, bevor Sie die Absichtserklärung unterschreiben. Wir helfen Ihnen gerne, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Unsere Dienstleistungen sind speziell auf die Bedürfnisse von Erstkäufern kleinerer und mittlerer Unternehmen zugeschnitten.
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